Oliver von Schaewen 27.10.2025
Suchen für die Tiertafel ein neues Futterlager (von links): Erika Gemmrig, Sven Scheuermann, Annette Schäfer und Bettina Reichel. Foto: Werner Kuhnle
Zwei Jahre lang hält die Tiertafel im Kreis Ludwigsburg schon Ausschau nach einem Futterlager. Gesucht wird ein Mensch mit Herz und 70 Quadratmetern Platz.
Bettina Reichel liebt Tiere– und engagiert sich für sie als Vorsitzende der Tiertafel Ludwigsburg-Heilbronn. Der Verein unterhält ein Futterlager auf dem ehemaligen Werzalit-Gelände in Oberstenfeld– muss dieses aber räumen. „Es wird langsam eng“, sagt die Vereinschefin. Die Kündigung auf dem geplanten Wohngebiet Bottwarwiesen sei nur noch eine Frage der Zeit.
Schon seit zwei Jahren bemühen sich Bettina Reichel und ihr Mann Sven Scheuermann um ein neues Lager. Ein erster Aufruf in der Presse verpuffte. „Es gab leider keine Reaktionen. Ich halte im Auto schon immer Ausschau – aber es hat sich nichts ergeben“, sagt die Vereinsvorsitzende. Natürlich werte sie auch Angebote in Immobilienportalen aus. „Der Verein kann sich aber keine 2000 Euro Miete leisten.“
Das ehemalige Werzalit-Areal wird über kurz oder lang geräumt werden müssen. Foto: Archiv (avanti/Ralf Poller)
Gesucht wird folglich ein Mensch mit Herz, der irgendwo in einer seiner Hallen 70 Quadratmeter Platz hat und sich vorstellen kann, den mit der Tiertafel zu teilen. „Es wäre kein ständiges Ein- und Ausgehen, nur manchmal räumen Helfer Futterspenden ein“, erklärt Bettina Reichel. Das Zusammenstellen der Ausgabelieferungen dauere nur jeweils einen halben Tag. „Und das nur dreimal im Monat“, sagt Bettina Reichel. Es würde verladen und losgefahren – es gäbe keinen Kundenverkehr.
Versorgt werden 55 Katzen, 30 Hunde, drei Vögel und drei Hasen
Aktuell stapeln sich die Futterdosen in der Halle auf Regalen – die Tiertafel versorgt etwa 90 Tiere von etwa 60 Haltern, die das Futter nicht mehr selbst bezahlen können. „Wir geben alle vier Wochen rund 260 Kilo Katzenfutter und 140 Kilo Hundefutter heraus“, erzählt Bettina Reichel. Versorgt würden 55 Katzen, 30 Hunde, drei Vögel und drei Häschen.
Etwa die Hälfte der rund 50 Mitglieder packe mit an, um die Tierhalter zu beliefern. Im Lager in Oberstenfeld werden die Portionen vorsortiert und zur Ausgabestelle in Heilbronn und Ludwigsburg gefahren. Dort holen es die Tierhalter entweder ab oder sie werden von dort aus persönlich versorgt, wenn sie nicht mehr mobil sind.
Ansprüche an die Halle hat der Verein nur wenige. „Sie sollte ebenerdig anfahrbar sein“, erklärt Sven Scheuermann, der eine einfache Garage wegen der niedrigen Höhe ausschließt. Kämen kommunale Räume, beispielsweise in einem Bauhof, infrage? „Das wäre okay“, sagt Scheuermann. Bettina Reichel würde sich über eine Heizung freuen: „Das Verladen im Winter ist manchmal schon hart.“ Manchmal helfe man sich mit Punsch und Glühwein über die Runden.
Das neue Lager sollte irgendwo zwischen Beilstein und Tamm liegen
Die Lage der Halle in Oberstenfeld an der Schnittstelle der beiden Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn war bisher für den Verein ideal. „Die meisten Mitglieder leben im Bottwartal – der Vereinssitz ist in Steinheim“, berichtet die Vorsitzende, die selbst in Höpfigheim wohnt. „Eine Räumlichkeit irgendwo zwischen Beilstein und Tamm wäre gut.“
Die Lagerfläche ist aber nicht der einzige Punkt, der den Tiertafel-Vorstand beschäftigt. Während für die Auslieferungen immer genügend Freiwillige zur Verfügung stehen, fehlt dem Verein jemand, der sich dem Online-Auftritt widmet und ihn weiterentwickelt.
Zudem finanziert die Tiertafel mittlerweile auch Medikamente und ärztliche Behandlungen – ein teures Engagement. „Wir suchen immer wieder Paten für einzelne Tiere“, erzählt Bettina Reichel. Drei Hunde litten unter Herzkrankheiten, bei einer Katze stehe die Amputation einer Pfote bevor. „Für solche Eingriffe können wir nicht mit den Standardspenden aufkommen.“